Franz' Waldenseite
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Ich weiß jetzt nicht, ob ich Euch damit nur langweile, aber - so es meine Zeit erlaubt - arbeite ich mich durch ein Buch, das zwar etwas pathetisch daher kommt, manchmal fast am Rande des Fundamentalismus, aber doch so angefüllt ist mit Wahrheiten, so banal manchmal, so feinsinnig manchmal, dass ich Euch hier in regelmäßigen Abständen Kostproben davon geben möchte.
Das Buch heißt übrigens:
Walden
oder Leben in den Wäldern und ist von Henry David Thoreau
(1854 erschienen)
Hermann Hesse über Walden:
"Die amerikanische Literatur, so kühn und großartig sie ist,
hat kein schöneres und tieferes Buch aufzuweisen."
Ojeh, womit fange ich jetzt bloß an ...so, ich hab' einfach mal blind aufgeschlagen und zitiere drauf los:
Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung
zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen, ob
ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hatte, damit ich nicht, wenn es zum
Sterben ginge, einsehen müßte, daß ich nicht gelebt hatte.
Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch
wollte ich keine Entsagung üben, außer es wurde unumgänglich
notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und
spartanisch leben, daß alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen
wurde. Ich wollte einen breiten Schwaden dicht am Boden mähen, das Leben
in die Enge treiben und auf seine einfachste Formel reduzieren; und wenn es
sich gemein erwiese, dann wollte ich seiner ganzen unverfälschten Niedrigkeit
auf den Grund kommen und sie der Welt verkünden. War es aber erhaben, so
wollte ich dies durch eigene Erfahrung erkennen und imstande sein, bei meneim
nächsten Ausflug Rechenschaft darüber abzulegen. Denn die meisten
Menschen scheinen mir in einer sonderbaren Ungewißheit darüber zu
leben, ob es vom Teufel oder von Gott ist, und so haben sie einigermaßen
übereilt geschlossen, daß der Hauptzweck des Menschen hier auf Erden
sei: "Gott in Ewigkeit zu loben und zu preisen."
Seite 98 Wo und
wofür ich lebe
Noch einmal: einfach reingegriffen in den Fundus:
Das meiste von dem, was man unter dem Namen Luxus zusammenfaßt,
und viele der sogenannten Bequemlichkeiten des Lebens sind nicht nur zu entbehren,
sondern geradezu Hindernisse für den Aufstieg des Menschengeschlechts.
Was Luxus und Bequemlichkeit anbelangt, so haben die Weisesten immer ein einfacheres
und ärmlicheres Leben geführt, als die Armen. Niemand war ärmer
an äußeren Reichtümern, als die alten chinesischen, indischen,
persischen und griechischen Philosophen, niemand aber auch so reich an inneren.
Wir wissen nicht viel von ihnen. Merkwürdig ist, daß wir so viel
von ihnen wissen.
Seite 26 Luxus
An einem Regentag etwas zum Thema Langeweile:
Man denke nur auch an die Damen des Landes, die bis zum letzten
Tage Zierkissen sticken, um ja nicht ein zu lebhaftes interesse an ihrer Bestimmung
zu verraten! Als ob man die Zeit totschlagen könnte, ohne die Ewigkeit
zu verletzen.
Seite 20 Das Alter ist kein Lehrmeister